Montessori für zu Hause
Ob noch in der Schwangerschaft, nach der Geburt oder wenn das Kind schon ein paar Jahre alt ist: Viele Eltern beschäftigen sich irgendwann mit der Frage, welche Ziele sie bezogen auf ihr Kind haben und was ihnen in der Erziehung besonders wichtig ist. Es ist gut und richtig, sich Gedanken zu machen, um dem Kind eine klare Linie und damit Sicherheit zu bieten.
Nun bekommt man bei den Schlagwörtern “Erziehungsziele”, “Wie erziehe ich mein Kind?” oder dem Wort “Pädagogik” unzählige Suchergebnisse bei Google und im Austausch auf Spielplätzen hat jeder einen anderen Tipp. Auch hört man oft, die eigenen Eltern hätten sich wohl früher nicht so richtig Gedanken gemacht und wenn, dann des Öfteren im autoritären Stil gehandelt.
Den meisten Eltern liegt die Selbstständigkeit ihres Kindes besonders am Herzen. An dieser Stelle stoßen viele auf die Pädagogik von Maria Montessori. Montessori ist entsprechend in aller Munde. Aber was bedeutet das überhaupt?
Nachfolgend erfährst du mehr zum Thema Montessori-Pädagogik:
Was bedeutet Montessori-Pädagogik?
Vielen wird der Begriff geläufig sein und einige kennen sicher schon DEN Leitsatz “Hilf mir, es selbst zu tun”. Die Montessori-Pädagogik, auch Montessori-Methode genannt, klingt viel versprechend:
Förderung der Selbstständigkeit und sozialer Kompetenzen.
Zunächst möchte ich näher auf den Begriff “Erziehung” eingehen. Hierzu gibt es vielerlei Definitionen, die man mit einer Google-Suche schnell findet und die sicherlich alle ihre Daseinsberechtigung haben.
Die schönste Erklärung des Begriffs ist mir kürzlich begegnet. Hier wurde der Erziehende mit einem Gärtner verglichen, der die Pflanze pflegt, die von selbst wächst. Erziehung kommt also weniger von “ziehen” im negativen Kontext, sondern vielmehr von jenem “Ziehen”, wie man entsprechend eine Pflanze aufzieht. Sie wächst aus eigener Kraft, wenn man ihr alles gibt, was sie benötigt (gute Erde, Wasser und Sonne). Entsprechend benötigt ein Kind unter anderem Liebe, Nähe und Geborgenheit, um sich optimal entwickeln und sein volles Potenzial entfalten zu können.
Da liegt der Begriff “ Kindergarten ” gar nicht so fern, oder? Ein sehr schöner Ansatz, der dem montessorischen Sinn wirklich gerecht wird.
Folgend lernst du die wichtigsten Prinzipien der Montessoripädagogik kennen. Der Text beschränkt sich auf das Wesentliche und soll dir, wenn du dich das erste Mal mit Maria Montessori beschäftigst, ein Gefühl bzw. eine Idee für ihre Pädagogik geben. Weiterführende Links findest du im Artikel und am Ende.
Montessori und ihre Prinzipien
Maria Montessori prägte das Bild vom Kind in ihrer Pädagogik insofern, als dass es alle Anlagen schon in sich trägt bzw. mit einem “inneren Bauplan” auf die Welt kommt und gleichsam “Baumeister seiner selbst” ist.
Nach persönlichen Erfahrungen auf einer Prä- und Postnatal-Station in einer Geburtsklinik kann ich dies nur bestätigen. Während ich zuvor davon ausging, dass jedes Kind von Geburt an gleich ist und als “weißes Blatt” auf die Welt kommt, das nur beschrieben werden müsste, erlebte ich dort das Gegenteil.
Jedes Kind ist von Geburt an anders. Kinder werden schon im Mutterleib unterschiedlich geprägt. So ist das eine temperamentvoller als das andere, hat andere Interessen und Vorlieben und französische Babys schreien bzw. weinen mit einem anderen Laut als beispielsweise deutsche Kinder. (vgl. https://www.laborpraxis.vogel.de/babys-schreien-je-nach-muttersprache-unterschiedlich-a-237914/)
So kann ich als Erzieherin bestätigen, dass das Kind in seiner Entwicklung selbst entscheidet und ganz und gar nicht inkompetent ist. So schätzt es zum Beispiel, wie Beobachtungen zeigen, unbewusst seinen eigenen Entwicklungsstand ganz richtig ein:
Es ordnet sich im Spiel anderen Kindern zu, die einen ähnlichen Entwicklungsstand haben (auch wenn sie jünger oder älter sind), wiederholt und übt Handlungen, ist anschließend stolz (“Ich kann das schon”) und weiß in der Regel, was ihm gut tut. So zieht es beispielsweise die Jacke im Garten selbst aus, wenn ihm zu warm ist.
Eine Freundin und ehemalige Kollegin hatte sich fest vorgenommen, ihre eigene Elternzeit auf drei Jahre auszudehnen. Schließlich wußte sie als Pädagogin ganz genau, wie wichtig die ersten Jahre in der Entwicklung eines Kindes sind und hatte sich gewünscht, die ersten Entwicklungsschritte selbst zu begleiten.
Sie musste jedoch feststellen, dass es unnötig war, zu planen, da ihr kleiner Paul irgendwann mit zwei Jahren signalisierte und selbst entschied, dass er gerne in eine Kita gehen würde. Er brauchte neue Reize, Möglichkeiten und feste Freunde, entsprechend eingebettet in einen festen Tagesablauf. Bei ihrem zweiten Kind wird das vielleicht wieder ganz anders sein.
In der Auseinandersetzung und Wechselwirkung mit seiner Umwelt baut sich das Kind also selbst seine Individualität auf (vorausgesetzt, der Erwachsene lässt es zu). Die Montessori-Pädagogik holt letztendlich jedes Kind dort ab, wo es steht.
Die sensiblen Phasen
„Alles zu seiner Zeit“, sagt Maria Montessori. So spricht das eine Kind früher als das andere läuft. Sie definiert hier die “sensiblen Phasen”.
Laut Montessori gibt es in der kindlichen Entwicklung Phasen, in denen das Kind besonders empfänglich für den Erwerb bestimmter Fähigkeiten ist. Entsprechend lernen Kinder in einem bestimmten Alter etwas ganz Bestimmtes. Die Nervenzellen warten nur so darauf, “angesprochen” zu werden. Tut man dies nicht, verkümmern sie oder sterben gar ab. So ist Verpasstes nur schwer nachzuholen (z.B. Sprache).
Die sensiblen Phasen, auch sensitive Perioden genannt, ermöglichen einen nahezu mühelosen und “natürlichen” Erwerb bestimmter Kompetenzen/Fähigkeiten und gehen auf innere Impulse des Kindes zurück (“innerer Bauplan”, s.o.). Sie können gleichzeitig auftreten, sind von unterschiedlicher Dauer und bauen teilweise aufeinander auf (z. B. hängt die Wahrnehmung von Bewegung, Sprache und sozialem Umfeld ab).
Die erhöhte (Lern-)Bereitschaft kann in den Interessen des Kindes erkannt und genutzt werden, um einem Kind eine optimale Entwicklung zu ermöglichen. Jeder sensiblen Phase sollten entsprechende (Lern-)Anreize gegeben werden, woraufhin der Lehrende (Eltern, Erzieher etc.) eher in den Hintergrund tritt, beobachtet und sich zurücknimmt.
Das Kind saugt wie ein Schwamm alles, was um es herum geschieht, unbewusst in sich auf und speichert diese Informationen. So entsteht eine innere Gliederung seiner Umwelt. Dies bezeichnet Montessori als den absorbierenden Geist. Hat der kindliche Geist etwas entdeckt, für das ein hohes Interesse geäußert wird, blendet er alles andere aus. Montessori nennt dies die “Polarisation der Aufmerksamkeit”.
Daraus resultiert, dass die Art, wie zu dem Kind gesprochen wird und die Beziehung zu seinen Bezugspersonen das Lernen maßgeblich beeinflussen. (vgl. auch Albert Bandura: Lernen am Modell: http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/LERNEN/Modelllernen.shtml)
Nicht nur aus diesem Grund ist es wichtig, sich um “das Erziehen” seines Kindes Gedanken zu machen. Wer sich mit der Thematik auseinandersetzt, reflektiert seine eigenen Handlungen stetig und entwickelt sich selbst und damit sein Kind entsprechend persönlich weiter.
Die vorbereitete Umgebung
Ein weiteres Montessori-Prinzip ist die vorbereitete Umgebung. Dies bedeutet, dass alles in der Umwelt des Kindes seinen eigenen festen Platz hat.
Sie sollte vielfältige Lernmöglichkeiten bieten, sich am Entwicklungsstand des Kindes orientieren und durch Zugänglichkeit (beispielsweise kleine Regale) und Freizügigkeit (so wenig Verbote wie möglich) die Freiheit und damit die Selbstständigkeitsentwicklung des Kindes begleiten und unterstützen.
Die Gestaltung des Heimes passt sich dem Kind an. So stehen z.B. die Küchenutensilien, die das Kind ausräumen darf, unten im Schrank, Lieblingsbücher sind zum Anschauen frei zugänglich und durch einen Tritt kommt das Kind an das Waschbecken.
Wie wir Erwachsenen in unserer Gesellschaft Gesetze und Regeln haben, benötigt auch das Kind seine Grenzen, um sich frei zu fühlen. Der Geist kann sich “entspannen”, wenn Mama oder Papa zu etwas nein sagt (weil sie es schließlich besser wissen).
Auch wenn dein Kind einen intensiven “Trotzanfall”, wie es gern genannt wird, bekommt – sei dir sicher, du handelst intuitiv richtig, wenn du ihm die Süßigkeiten trotzdem verbietest. Wichtig ist, das Kind in solchen Situationen nicht “alleine” zu lassen, es zu verstehen und seine Gefühle anzusprechen, um sie später für sich selbst und andere greifbarer zu machen.
Außerdem ist es wichtig, dass Kinder ein NEIN erfahren. So lernen sie ihre eigenen Emotionen kennen. Du ermöglichst deinem Kind so das Erleben verschiedener Gefühle und unterstützt den positiven Umgang mit ihnen.
Hier macht es Sinn, sich mit seiner eigenen Gefühlswelt auseinanderzusetzen. Wie gehe ich selbst mit Wut um? Wie gehen wir mit Konflikten und Streitigkeiten innerhalb der Familie um? Schiebe ich auch meine eigenen Bedürfnisse auf? Auch hier bist du stets Vorbild Rolle des Erwachsenen.
Unterteilung in mehrere Bereiche
Die Montessori-Pädagogik teilt sich in verschiedene Bereiche:
- Praktisches Leben
- Sinne
- Sprache
- Mathematik
- Kosmos/Natur
- Stille
Der Bereich Stille nimmt hier einen besonderen Platz ein. Denn nur die Stille lässt uns laut Montessori das Wesentliche bzw. die Welt in ihrer Wirklichkeit erfahren.
Wenn du mehr zum Thema Stille erfahren möchtest, empfehle ich dir folgendes Buch:
Maria Montessori: Wie Kinder zu Konzentration und Stille finden. Herausgegeben und erläutert von Ingeborg Becker-Textor. Freiburg, Basel, Wien: Herder, 5. Aufl. 2002
Spezifisches (Montessori-) Material, welches die pädagogischen Grundsätze berücksichtigt, unterstützt entsprechend kindliche Entwicklungsphasen: vom Greifen zum Be-greifen. Montessori bezeichnete es auch als “der Schlüssel zur Welt”. (vgl. https://www.montessori-bautzen.de/userfiles/files/hort/Downloads/Sinnesmaterial.pdf)
Wie ich Montessori in mein Leben bringe
Ich werde als Montessori-Erzieherin oft gefragt: “Was ist eigentlich die Montessoripädagogik und wie kann ich die selber umsetzen?”
Ich könnte jetzt jedes Mal die pädagogischen Prinzipien (also das, was du bis hierher gelesen hast) runterbeten und auf die gebräuchlichen Tools verweisen.
Jedoch habe ich gelernt, dass es weniger darum geht, wahnsinnig tolle Spielsachen aus Holz bzw. teures Montessori-Material zu haben, die neuesten Montessori-Ratgeber zu lesen, die eigenen Worte haargenau zu kontrollieren oder die beste Kita für sein Kind auszuwählen. Montessori hatte nicht im Sinn, zielorientiert die Selbstständigkeit zu fördern oder soziale Kompetenzen zu “schulen”, wie es leider oft assoziiert wird.
Sich selbst erkennen
Sie hat vielmehr das Kind in seinem Sein und in seinem Tun gesehen und geschätzt. Sie hat das Kind als eigenständige Person anerkannt, die wie eine Pflanze von selbst aus wächst und zu diesem Wachsen eine liebevolle Umwelt benötigt.
Auch wenn Kinder “anders” sind (vgl. Maria Montessori: Kinder sind anders. Kinder fordern uns heraus. Herausgegeben von Helene Helming. Klett-Cotta Verlag, 2009), ist es doch uns Erwachsenen ähnlich. Wir erkennen uns im Kind:
Wir erleben, dass es uns in einer geordneten Umgebung besser geht. Wenn wir Ordnung im Außen erleben und erfahren, kann auch unser Geist entspannter und zugleich viel strukturierter agieren (vgl. die vorbereitete Umgebung nach Maria Montessori).
Entsprechend haben auch wir sensible Phasen. Kurz vor einer Italienreise sind wir vielleicht viel empfänglicher für eine komplett neue Sprache oder wir werden an anderer Stelle aufgeschlossener für die Familienplanung. Sensible Phasen beeinflussen auch später noch unser Lernen. Haben wir ein besonderes Interesse an etwas, ist der Kopf intrinsisch motiviert. So fällt uns die Aneignung neuer Fähig- und Fertigkeiten viel leichter.
Auch im Erwachsenenalter nimmt das Gehirn ständig Informationen auf und verarbeitet sie. Der absorbierende Geist ist also allgegenwärtig. Der einzige Unterschied ist der, dass unser Gehirn bereits gelernt hat, zu filtern, was wichtig ist und was nicht.
Wir, die wir uns bereits als Erwachsene sehen und als diese gelten, benötigen ebenso liebevolle Bezugspersonen (z.B. einen Partner, die Familie oder Freunde – eben soziale Eingebundenheit), damit wir uns weiterentwickeln können. Denn die Persönlichkeit reift ein Leben lang.
Das Wort Er-wachsen kommt schließlich von “wachsen” und bedeutet im ursprünglichen Sinn:
“(aus etwas) allmählich hervorgehen, sich [heraus]bilden, entstehen, sich entwickeln”
(vgl. https://www.duden.de/rechtschreibung/erwachsen_entstehen_entstammen)
Verantwortung übernehmen
Das Wesentliche, was uns von unseren Schutzbefohlenen/Kindern unterscheidet, ist, dass wir verantwortlich sind für unser eigenes Tun. Nur wir allein. Niemand sonst übernimmt die Verantwortung. Die Verantwortung für unser Leben: was wir denken, wie wir uns fühlen, wie wir handeln und schließlich, wer wir sind.
„Sophie, räum‘ dein Zimmer auf. Du musst endlich lernen, Verantwortung zu übernehmen.“ Kommt uns das nicht irgendwie bekannt vor? Wenn wir Wünsche an unsere Kinder adressieren, können wir mit guten Beispiel voran gehen.
Ein Grundgedanke Montessoris ist, dass der Mensch mit Intelligenz ausgestattet wurde und somit auch Verantwortung für die Umwelt, die Gesamtheit, also auch für seine Kinder trägt (vgl. Maria Montessori – Kosmische Erziehung). Gute Zusammenfassung: Grundgedanken von Maria Montessori: http://www.reinhardt-verlag.de/_pdf_media/leseprobe021130.pdf
Um damit anzufangen, bedarf es der Auseinandersetzung mit sich selbst, des Ablegens des schweren Rucksacks, den man möglicherweise schon einige Jahre mit sich herumträgt (Sinnbild für negativen und psychischen Ballast).
Wer immer noch das Gefühl hat, der Partner müsse einen glücklich machen oder vornehmlich der Arzt sich um seine Gesundheit kümmern, der sollte schnellstmöglich damit anfangen, Verantwortung zu übernehmen. Das Leben ist zu kurz, um die Sorge für sich selbst abzugeben und einfach nur zu hoffen.
Und wenn man Mutter oder Vater wird oder schon geworden ist, ist das der beste Grund anzufangen, Verantwortung zu übernehmen. Wenn zunächst nicht aus Liebe zu sich selbst, dann letztlich aus Liebe zu unseren Kindern. Denn um es mit den Worten Montessoris zu sagen:
„Alle unsere Irrtümer übertragen wir auf unsere Kinder, in denen sie untilgbare Spuren hinterlassen.“
„Was Kinder betrifft, betrifft die Menschheit“.
Wenn du also glücklich bist, dann kann auch dein Kind glücklich sein. Fang entsprechend an, dich mit dir selbst auseinanderzusetzen! Kinder sind hierzu ein hervorragender Spiegel. Du gibst deinem Kind die Sicherheit, sich frei und geborgen zu fühlen. Mit einem “Nein”, mit positiven Gedanken und Gesprächen.
Es geht also um die Auseinandersetzung, um das Glück der eigenen Person, welches sich auf das Kind überträgt und schlussendlich um den Geist Montessoris, der einem ein ständiger Begleiter sein kann. (vgl.: Catherine McTamaney: Das Tao von Montessori. Arbor Verlag, 2013)
Das Kind dort abzuholen wo es steht, es so zu sehen, wie es ist (und nicht, wie man es gerne hätte), ihm in seiner Entwicklung Zeit zu geben, es zu begleiten, ihm auf Augenhöhe zu begegnen, das Kind in sein tägliches Leben mit einzubeziehen, sich selbst immer wieder erneut zu reflektieren (und damit entsprechend für sein Kind ein gutes, ausgeruhtes Gegenüber zu sein), das sind meines Erachtens die eigentlichen Grundregeln der Montessori-Pädagogik. Leitsätze, an denen ich mich als Mutter oder Vater jederzeit orientieren kann.
Ob Zuhause oder im Supermarkt an der Kasse: Mach dich nicht von anderen Blicken, Regeln oder Tipps etc. abhängig. Vertrau deinem Eltern-Instinkt und sei deinem Kind stets positiv gegenüber eingestellt! So “trotzt” ein Kind nicht (s.o.). Es wird autonom und lernt „Nein“ zu sagen. Wirft es sich an der Kasse auf den Boden, scheint ihr wohl eine gute Beziehung aufgebaut zu haben. Schließlich traut es sich, dies bei dir zu tun.
Ihr habt kein Ungleichgewicht in eurer Beziehung. So, wie du meinst, vieles mehr zu wissen, kann dich ebenso dein Kind lehren, in dem es dich in eine längst vergessene Welt zurück begleitet. Erkenne dies an und nimm dir auch im stressigen Alltag Zeit, die du nur dir und deinem Kind widmest. Diese Zeit kommt nie wieder und ist dabei für beide Seiten so wichtig.
Zusammenfassung und Fazit
Um die Montessori-Pädagogik umzusetzen, bedarf es keiner teuren Materialien und einer buchstabengetreuen Umsetzung. Vielmehr kommt es auf die Philosophie Montessoris an. Ihre Leitsätze können Orientierungspunkte sein, die du für dich nutzen und in deiner Erziehung immer mit einfließen lassen kannst. Wenn du selbst eine ausgeglichene und glückliche Persönlichkeit bist, die Verantwortung für ihr Leben und eigenes Tun übernimmt, dann ist das das beste Vorbild und Unterstützung in der Entwicklung deines Kindes.
Denke hierbei an den „absorbierenden Geist“ deines Kindes, der alle deine (Gemüts-) Schwingungen wahrnimmt. Entsprechend solltest du dich nicht zu sehr ärgern, wenn dir etwas nicht so gut gelingt. Jeder Mensch hat seine Ideale oder Ansprüche an sich selbst. Gerade Eltern glauben oft schnell, nicht gut genug zu sein. Mach dich frei davon, um immer wieder zu dir selbst zurückzukommen. Was zählt, ist jeder neue Moment und nicht das, was war. Auch so bist du ein guter Begleiter für deinen kleinen Schatz.
Erkenne dein Kind als ernstzunehmendes Gegenüber und Individuum an. Gib ihm das, was es wie eine Pflanze braucht (s.o.), um sich selbst optimal zu entwickeln. Stärke sein Urvertrauen als Baby durch Liebe, Zuneigung, Körperkontakt etc. Denn wenn sich ein Kind geliebt und akzeptiert fühlt, kann es von dieser Basis aus die Welt entdecken und erkunden (selbstständig werden).
Eine positive Beziehung beeinflusst auch das Lernen deines Kindes maßgeblich. Dass ihr eine gute Beziehung zueinander habt, die euch das ganze Leben miteinander verbindet, sollte neben dem ganzen “Toilettentraining” (Achtung, Sarkasmus!), Elternsorgen und -fragen das wichtigste Erziehungsziel sein! Und eines ist sicher: Kinder, die geliebt wurden, werden später zu eigenständigen und liebenden Erwachsenen. (vgl. hierzu auch: Maria Montessori: Frieden und Erziehung. Die Bedeutung der Erziehung für die Verwirklichung des Friedens – als weiterführende Literatur)
Wenn du außerdem dein Kind in deinen Alltag mit einbeziehst und es ganz automatisch teilhaben lässt, du in seinem Verhalten seine ganz persönlichen sensiblen Phasen (s.o.) erkennst und auf sie eingehst, dann hast du schon viel mehr umgesetzt, als es sogar manch ausgebildetem Pädagogen gelingt.
Leitsätze Montessoris
Hier findest du eine Auswahl der meines Erachtens wichtigsten Leitsätze und Zitate Montessoris. Wenn du sie verinnerlichst, können sie dir Handlungshilfen im Alltag und in deiner persönlichen Erziehung sein.
- “Was Kinder betrifft, betrifft die Menschheit!”
- “Alles zu seiner Zeit”
- “In Wahrheit ist der, der bedient wird, in seiner Unabhängigkeit eingeschränkt…”
- “Hilf mir, es selbst zu tun. Zeig mir, wie es geht. Tu es nicht für mich. Ich kann und will es allein tun. Hab’ Geduld, meine Wege zu begreifen. Sie sind vielleicht länger, vielleicht brauche ich mehr Zeit, weil ich mehrere Versuche machen will. Mute mir Fehler zu, denn aus ihnen kann ich lernen.”
- “Das innerste Problem unserer Pädagogik besteht darin, jedem Kind das zu geben, was seine Gegenwart jeweils verlangt.”
- “Gute Atmosphäre, die zur Bildung hilft, bildet sich nicht ohne Stille!” (vgl. Maria Montessori Stille)
- “Das Interesse des Kindes hängt (…) von der Möglichkeit ab, eigene Entdeckungen zu machen.”
- “Er [der Lehrer] muss passiv werden, damit das Kind aktiv werden kann.”
- “Jedes Kind ist anders.”
- “Selbsttätigkeit führt zu Selbstständigkeit.”
- “Das Leben anzuregen – und es sich dann frei entwickeln zu lassen – hierin liegt die erste Aufgabe des Erziehers.”
- “Die Aufgabe der Umgebung ist es nicht, das Kind zu formen, sondern ihm zu erlauben, sich zu offenbaren.”
- “Ohne das Kind, das ihm hilft, sich ständig zu erneuern, würde der Mensch degenerieren.”
- “Echte Hingabe an eine Sache ist nur mit Freiheit möglich.”
- “Freiheit und Disziplin sind zwei Seiten derselben Medaille.”
- “Gedanke und Handlung müssen zu einer Einheit werden. Die Entfaltung der Persönlichkeit muss in voller Harmonie geschehen.”
- “Die Liebe der Eltern ist die Sicherheit [der Kinder]. Ihre Lebensfreude hängt davon ab, dass alle Menschen um sie herum einander lieben.”
Weiterführende Links
Babys schreien je nach Muttersprache unterschiedlich:
https://www.laborpraxis.vogel.de/babys-schreien-je-nach-muttersprache-unterschiedlich-a-237914/
Lernen am Modell – Albert Bandura:
http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/LERNEN/Modelllernen.shtml
Maria Montessori: Wie Kinder zu Konzentration und Stille finden. Herausgegeben und erläutert von Ingeborg Becker-Textor. Freiburg, Basel, Wien: Herder, 5. Aufl. 2002
http://larholt.co.uk/3451045974/wie-kinder-zu-konzentration-und-stille-finden.html
Kurze Erklärung „Schlüssel zur Welt“:
https://www.montessori-bautzen.de/userfiles/files/hort/Downloads/Sinnesmaterial.pdf
Gute Zusammenfassung der Grundgedanken von Maria Montessori:
http://www.reinhardt-verlag.de/_pdf_media/leseprobe021130.pdf
Maria Montesori: Kinder sind anders. Kinder fordern uns heraus. Herausgegeben von Helene Helming. Klett-Cotta Verlag, 2009
Leseprobe: https://www.klett-cotta.de/buch/Erziehungsratgeber/Kinder_sind_anders/5781
Kosmische Erziehung: https://www.umweltgedanken.de/montessori-kosmische-erziehung/,
http://www.eichelberger.at/12-reformpaedagogik/montessori-paedagogik/51-ueber-die-kosmische-erziehung
Catherine McTamaney: Das Tao von Montessori. Arbor Verlag, 2013
https://www.arbor-verlag.de/b%C3%BCcher/achtsamkeit-im-leben-mit-kindern-achtsamkeit-der-arbeit-mit-kindern-und-jugendlichen/das-tao
Sensible Phasen ausführlicher erklärt:
https://montessori.at/montessori/publikationen/sensible-phasen/
Ordnung als Prinzip der Nachhaltigkeit:
https://www.evidero.de/ordnung-und-nachhaltigkeit
Allumfassende Erklärung zur vorbereiteten Umgebung (von der äußeren zur inneren Ordnung):
https://www.youtube.com/watch?v=2-cbm6CUHL4
Erziehung zum Frieden:
http://www.montessoribayern.de/landesverband/paedagogik/die-paedagogik-ihre-bereiche/friedenserziehung.html
Peter Menk: Was ist Erziehung? (Pdf):
https://core.ac.uk/download/pdf/56726655.pdf
Orientierung Entwicklungsphasen:
https://www.kreis-mettmann.de/media/custom/2023_2689_1.PDF?1394455553
Urvertrauen:
https://compassioner.com/allgemein/die-bedeutung-von-urvertrauen-fuer-deine-gesundheit/
Glückliche Kinder brauen glückliche Eltern: https://babytalk.world/gluckliche-kinder-brauchen-gluckliche-eltern/
Kinder brauchen glückliche Eltern: https://www.swissfamily.ch/news-artikel/familie/erziehung/artikel/kinder-brauchen-glueckliche-eltern.html
So wirst du eine glückliche Mama (Podcast):
https://www.carolinhabekost.de/2017/07/25/glueckliche-mama/
Robert Betz: Dein Kind fühlend verstehen und unterstützen (Video):
https://www.youtube.com/watch?v=l1CkGi_5zXI