Sauberkeitserziehung – Wie dein Kind spielerisch windelfrei wird…
– …und alle dabei noch entspannt bleiben können –
Stehst auch du vor dieser Aufgabe oder stellst dir ähnliche Fragen wie: Warum ist Sauberkeitserziehung wichtig? Wie bekomme ich mein Kind nachts trocken? Wie lange dauert Sauberkeitserziehung? Von der Windel zum Töpfchen in nur 3 Tagen, geht das wirklich?
Glückwunsch, dann bist du hier richtig! Du kannst dir einen Kaffee holen, dich zurücklehnen, interessiert weiterlesen und dich anschließend in die Anwendung stürzen…
Inhaltsverzeichnis
Wann ist mein Kind reif für das Töpfchentraining/ Toilettentraining?
Wann ist Einnässen problematisch und mit welchen möglichen Störungen sollte ich zum Arzt?
Wer bin ich und was mache ich?
Eine kurze Vorstellung meiner Person.
Ich bin 36 Jahre und arbeite bereits über 7,5 Jahre als Erzieherin. Obwohl ich mir schon während meiner Ausbildung sicher war, dass ich nie dauerhaft in einer Kita tätig sein möchte, hat mich meine berufliche Laufbahn bisher stets in Kinderläden und Kindertagesstätten geführt. Mittlerweile weiß ich: dort fühle ich mich wohl und die Arbeit mit den Kleinen bereitet mir große Freude. Meine Erfahrungen in den letzten Jahren liegen vor Allem im Bereich der Kleinkindpädagogik und somit natürlich vorrangig auch die damit verbundene Eingewöhnung, Erziehung und Unterstützung zur Selbstständigkeit und Sauberkeit.
Was ist Sauberkeitserziehung?
Sauberkeitserziehung? Worüber sprechen wir hier überhaupt?
Als Sauberkeitserziehung, Reinlichkeitserziehung oder auch Töpfchenerziehung ist die Gewöhnung des Kindes an Töpfchen oder Toilette, bzw. Kindertoilette und somit die Entwöhnung von der Windel gemeint. Hierbei gibt es mehrere Entwicklungsphasen auf physischer und psychischer Ebene, die das Kind durchläuft. Die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Sauberkeitserziehung ist jedoch die willentliche Beherrschung von Darm und Blase.
Warum erzähle ich über die Erziehung zur Sauberkeit?
Welche Beweggründe haben mich dazu veranlasst diesen Artikel zu schreiben.
Tatsächlich vernehme ich alljährlich zum Sommer diverse Verlautbarungen von entnervten, windelgeplagten Mamas und Papas, dass sie entschieden haben bis zum Herbst oder Winter trocken zu werden. Interessant! Ich hab mir dann immer die Frage gestellt, wer denn mit „wir“ gemeint ist und ob das Kind auch so entscheiden würde? Wahrscheinlich nicht! Meist ist es der Wunsch der Eltern, denn noch sehr oft werden sie ab einem bestimmten Zeitpunkt, bzw. Alter des Kindes ungeduldig, oder sie hören von tollen Erfolgsstorys aus dem Bekanntenkreis und zu allem Überfluss ist dieses nun trockene Kind auch noch jünger als das Eigene. Es gibt so viele Gründe, so viele persönliche Umstände, aber ich möchte hier trotzdem betonen: bitte lasst euch nicht unter Druck setzten und gebt eurem kleinen Schatz die Zeit, die es benötigt. Die Impulse sollten und müssen vom Kind ausgehen und aus diesem Grund möchte ich hier meine Erfahrungen und persönlichen Ansichten aus dem Kitaalltag mit euch teilen.
Wer hat die Verantwortung?
Das Kind bestimmt den Zeitpunkt.
Es kamen mal Eltern aus einer Kita auf mich zu, mit der dringlichen Bitte, wir mögen doch nun langsam mit der Sauberkeitserziehung beginnen. Abgesehen davon, dass ihr Söhnchen vom Entwicklungsstand noch nicht bereit gewesen wäre, musste ich das Elternpaar auch sonst auf den Boden der Tatsachen zurückholen. Zum einen wird diese wichtige Phase des Kindes erfolgreicher sein, wenn daran zusammengearbeitet wird. Ein gemeinsamer, ehrlicher Austausch über den Stand und die Entwicklungsschritte, die das Kind zu Hause oder in der Kita macht, dazu gehören natürlich auch eventuelle Rückschläge, sind das A und O. Es bringt Niemandem etwas und vor allem am wenigsten euren Kindern, wenn Dinge beschönigt oder verheimlicht werden. Zum zweiten bestimmt das Kind den Zeitpunkt dafür, indem es eindeutiges Interesse zeigt und der Junge aus meinem Beispiel hatte bis dahin noch nicht mal begonnen, seine volle Windel mitzuteilen. Somit blieb den Eltern nichts weiter übrig, als geduldig abzuwarten.
Sauberkeitserziehung als eine Art Gemeinschaftsprojekt.
Des Weiteren höre ich letzte Zeit auch öfter, dass Eltern mir erzählen, Kinder ab 3 Jahren werden grundsätzlich nur trocken in einer Kita aufgenommen. Dem ist nicht so! Sicherlich stellen Kitas heute in gewisser Weise Ihre eigenen Regeln auf und dies ist ein vorstellbarer Wunsch, da es natürlich auch umständlich sein kann größere Kinder zu wickeln oder Tagesausflüge umzusetzen, zumindest sind dies dann immer die Argumente. Aber diese Regel der „windelfreien Zone“ gibt es nicht! Vielleicht sollten wir uns alle einfach nochmal bewusst machen, dass wir zum Wohle der Kinder handeln wollen?! Allein aus diesem Grund bin ich schon dafür, dass die Sauberkeitserziehung als eine Art Gemeinschaftsprojekt zwischen allen Parteien gesehen werden sollte. Es bringt zum Beispiel nichts, wenn im Kitaalltag Töpfchentraining und dergleichen läuft und zu Hause, an den Wochenenden aus Bequemlichkeit wieder Windeln umgemacht werden. Daher habt Zeit, Geduld und Vertrauen allen Beteiligten gegenüber und unterstützt euch gegenseitig in dieser wichtigen Entwicklungsphase der lieben Kleinen.
Wann ist mein Kind reif für das Töpfchentraining?
Jedes Kind wird trocken!
Ja es stimmt, unsere Eltern und wahrscheinlich du und ich auch noch, sind früher etwas schneller windelfrei geworden, als es heute in unserer modernen Gesellschaft der Fall ist. Neben veralteten, weniger wertschätzenden und für heute eher fragwürdigen Erziehungsmethoden hat dies natürlich vor allem mit den super saugstarken Windeln zu tun. Es ist daher für die Kinder viel schwieriger geworden, die Nässe zu bemerken und ihr Körperempfinden zu entwickeln, dessen Auswirkungen und Ausscheidungen wahrzunehmen und somit schlussendlich zu beeinflussen. Aber trotzdem: jedes Kind wird trocken! Bisher haben es alle Kinder geschafft, die mir in den vergangenen Jahren begegnet sind. Also entspannt euch!
Sauberkeitserziehung = Sauberkeitsentwicklung?
Aber wann ist dein Kind denn nun reif genug für die Sauberkeitserziehung? Oder besser gesagt Sauberkeitsentwicklung, denn diese wird in Fachkreisen auch gern so genannt, da ja in gewisser Hinsicht kein Erziehen stattfindet, sondern allem stattdessen einer notwendigen Entwicklung vorausgeht. Wichtig zu erwähnen ist hier nochmal, dass der menschliche, bzw. kindliche Körper frühestens mit 18-24 Monaten, wenn sich die Nervenbahnen dafür ausgebildet haben, dass Verständnis für den Zusammenhang um die willentliche Entleerung von Blase und Darm entwickeln kann. Da vorher die körperliche Voraussetzung nicht gegeben ist, ist diese Reifung auch nicht zu beschleunigen, wir können sie zur gegebenen Zeit nur von außen „auf helfende Weise“ unterstützen. Typischerweise zeigt sich zwischen dem 2. und 5. Lebensjahr die Bereitschaft des Kindes zu dem Schritt windelfrei werden zu wollen. Jedoch sollte dieser wichtige Zeitpunkt, wenn nicht sogar der Wichtigste, von jedem Kind selbst bestimmt werden – und vor allem dies auch dürfen! Eindeutige Zeichen können sein: – dein Kind sagt Bescheid, wenn die Windel voll ist, – dein Kind zeigt Interesse an dem Toilettengang, der Toilette und alles Drumherum, – dein Kind zieht sich für sein Geschäft zurück in eine stille Ecke, was bedeutet, dass es feststellt, dass mit seinem Körper etwas passiert.
Zeigt Verständnis für die individuellen Entwicklungsschritte eures Kindes!
In den Phasen der Sauberkeitsentwicklung bitte immer auch die momentanen Grenzen eurer Kinder akzeptieren. Diese können sich unter Umständen schnell, manchmal sogar täglich verändern, zum Beispiel wenn sie plötzlich Scham empfinden oder etwas nicht wollen, was im Vorfeld bereits geklappt hat. Zeigt Verständnis, zwingt euer Kind nicht, geht wenn notwendig wieder einen Schritt zurück. Auch wenn dann irgendwann das kleine Geschäft erfolgreich in den Topf geht, wollen sie für ihr großes Geschäft oft noch eine Windel oder trauen sich anfänglich nur zu Hause, in ihrer gewohnten Umgebung dafür auf den Topf oder die Toilette. Dies sind ganz normale Übergangsphasen und individuelle Entwicklungsschritte, die sich bei jedem Kind anders wiederspiegeln. Manchmal haben sie anfänglich noch negative Gefühle gegenüber dem Toilettengang oder trauen sich nicht, da sie eine Art „Verlustangst“ entwickeln, weil sie denken, dass sie etwas aus dem eigenen Körper verlieren. Daher geht offen und behutsam mit eurem Kind um und versucht ihnen alles soweit kindgerecht zu erklären und Fragen zu seinen Ausscheidungen zu beantworten. (Zum Beispiel, dass der Kot der Rest, bzw. Abfall von unserem Essen ist und im Körper übrig bleibt und wir es in den Topf oder die Toilette herausdrücken dürfen.) Es ist normal, dass die Kleinen nicht sofort alles verstehen und somit auch nicht auf Anhieb alles funktionieren kann. Deshalb bedenkt, alles hat seine Zeit. Immerhin geht das Laufen lernen auch nur in langsamen Schritten voran und sehr wahrscheinlich ist keiner von uns gerannt, bevor er gekrabbelt ist.
Der Unterschied zwischen Tag und Nacht.
Selbst wenn es dann tagsüber schon gut klappen sollte, kann das Trockenbleiben in der Nacht noch viel Zeit in Anspruch nehmen und unter Umständen noch Monate oder sogar Jahre dauern. Stellt das Töpfchen ans Bett, damit in der Nacht der Weg nicht so weit ist. Es kann auch vorkommen, dass ein Schulkind nachts noch nicht vollständig trocken ist und z.B. zum Schlafen eine Windel oder Schutzunterlagen braucht. Dies kann viele Gründe haben, neben den bereits erwähnten physiologischen oder psychologischen, auch einfach nur Stress durch den Schuleintritt oder ausgeübter Druck von den Eltern. Aus meinem Bekanntenkreis weiß ich von einem 7-jährigen Jungen, der Aufgrund eines längeren Krankenhausaufenthaltes im Kleinkindalter noch sehr lange regelmäßig nachts ins Bett machte. Bedauerlicherweise reagierten die Eltern hier nicht verständnisvoll, sondern bestraften das Kind diesbezüglich, was die ganze Situation natürlich nicht entspannte. Bitte habt Verständnis für eventuelle Probleme, die es in dieser Entwicklungsphase mit eurem Kleinen geben kann.
Töpfchentraining vs. Trotzphase
Was wir zusätzlich nicht vergessen dürfen, ist die leider oft vernachlässigte Tatsache, dass die Sauberkeitserziehung zumeist auch noch genau in den Zeitraum der kindlichen Trotzphase fällt und somit euer Kind sowieso schon mit vielen, für sich „verwirrenden“ Gefühlen und eigenen Konflikten zu tun hat. Ihr könnt euer Kind zwar auf den Topf zwingen, aber über die Macht, ob es darin etwas hinterlässt oder nicht, verfügt es selbst. Daher lasst euch nicht auf Machtkämpfe diesbezüglich ein, ansonsten wird der Töpfchen- oder Toilettengang permanent zum Krampf für euch alle und die freudige Leichtigkeit ist erstmal wieder weit weg… Also lieber tief durchatmen, bis Zehn zählen, auch wenn es schwerfällt und so einen kühlen und klügeren Kopf bewahren.
Belohnung und Bestrafung?
Strafe muss nicht sein!
Für mich ist dies einfach: Loben, Loben, Loben! Vor allem zu Beginn ist es immens wichtig, jeden noch so kleinen Erfolg hochleben zu lassen. Schimpfen ist hier nicht angebracht und verschlimmert am Ende die Situation. Es führt eher dazu, dass euer Kind den Topf und alles darum mit negativen Gefühlen verbindet und somit den nächsten Entwicklungsschritt nur erschwert. Es erhöht den Druck auf euer Kind und das kann dazu führen, dass der Stuhl verhärtet oder es seine Ausscheidungen unterdrückt, welches wiederrum zu anhaltenden Verstopfungen führen kann. Falls dies passiert, bitte mit einem Arzt Rücksprache halten und nicht einfach etwas selbst verabreichen, denn Verstopfungen können auch von einer unausgewogenen Ernährung kommen.
Zwänge können zu Entwicklungsverzögerungen führen.
Negative Rückmeldungen demotivieren euer Kind und mindern sein Selbstwertgefühl enorm. Es wird dadurch verunsichert, bekommt Angst etwas falsch zu machen, bis es sich total verweigert oder zurückzieht. Am Ende können diese innerlichen Konflikte dann sogar noch zu weitreichenden Entwicklungsverzögerungen führen. Das Töpfchen- oder Toilettengehen entwickelt sich zum Zwang, und so wird sich euer Kind womöglich noch sehr lange dabei unwohl fühlen.
Belohnt mit Zeit statt mit materiellen Dingen
Da euer Kind noch lernen muss, warum es plötzlich nicht mehr gewünscht ist in die Windel zu machen, sind positive Verstärker besser und am Ende auch erfolgreicher. Also viel Loben und eurem Kind Aufmerksamkeit für Fragen und Verunsicherungen schenken. Wenn sich euer Kind dann doch noch einmacht, ohne dem Missgeschick große Aufmerksamkeit zu schenken die Kleidung oder Bettwäsche wechseln, denn umso normaler ihr mit der Situation umgeht, desto wohler fühlt sich euer Kind und entwickelt keine Angst etwas falsch zu machen. Außerdem ist das Geschehen selbst ja schon Strafe genug! Von großen Geschenken als positive Verstärker für jedes Erfolgserlebnis halte ich persönlich nichts. Besser finde ich zum Beispiel die Idee, Sticker zu sammeln, Tattoos oder Stempel auf die Hände eurer Kinder oder in ein Sammelbuch und so bei einer geringen Anzahl an Erfolgen (3), euer Kind mit einer lustigen Buchgeschichte, einem Hörspiel in der Kuschelecke oder einem Spiel seiner Wahl zu belohnen. Also schenkt ihm lieber gemeinsame Zeit als materielle Dinge, denn neben dem gemeinsamen Spaß stärkt es eure Bindung und somit das Vertrauen, was sich wiederum positiv auf das Sauberwerden auswirken kann.
Vorsorglich das Trinken verbieten?
Bitte nicht! Die Flüssigkeit 1 Stunde vor dem Schlafen etwas zu reduzieren ist okay, aber dem Kind nichts zum Trinken zu geben ist falsch und abgesehen davon auch nicht gesund. Außerdem braucht das Kind tatsächlich eine volle Blase, um vom Unterbewusstsein fürs „Pullern“-gehen geweckt zu werden. Die Blase muss von klein auf trainiert werden, um den Urin länger halten und gezielt lösen zu können. Also ist eine ständig zu leere Blase aus dieser Sicht nicht förderlich und erschwert das rechtzeitige Wachwerden noch zusätzlich. Missgeschicke und diese eben auch nachts, gehören einfach zu der Gewöhnung des Kindes an eine erfolgreiche Blasenentleerung auf dem Topf oder die Toilette dazu.
Wie kann ich mein Kind unterstützen?
Vorbildfunktion der Eltern
Ganz wichtig an erster Stelle sind ein lockerer Umgang mit diesem Thema und angrenzende Themen wie Körper, Namen für Körperteile, Nacktheit und der natürlichen Sexualität. Seid Vorbild für euer Kind, falls ihr dies aushalten könnt. Kinder beobachten sehr gern, wie Freunde, Geschwister oder Eltern das Töpfchen oder die Toilette benutzen. Da die Kleinen erst verstehen müssen, warum etwas aus dem eigenen Körper raus kommt, ist es wichtig, dass mit den Ausscheidungen wirklich von Anfang an keinen Ekel verbunden wird, sondern „Pipi“ und „Kacka“ als normal angesehen werden und ihr dies euren Kindern auch zeigt.
Geregelte Abläufe und feste Rituale statt Psychotricks
Aber wie könnt ihr eurem Kind nun helfen, um schneller sauber zu werden? Naja, vieles muss vom Kind selbst ausgehen, aber ein paar Tipps können da sicher nicht schaden. Obwohl ich hier gleich noch erwähnen will, dass ich von kleinen Psychotricks, wie bewusst zu kleine Windeln zu kaufen, damit das Kind sich darin unwohler fühlt oder es länger als nötig in der vollen Windel zu lassen, schon mal überhaupt nichts halte! Wie würdet ihr es denn finden, wenn ihr im hohen pflegebedürftigen Alter mit solchen Methoden konfrontiert würdet? Leider wird in unserer Gesellschaft noch zu oft gedacht, mit den kleinen Menschen kann alles gemacht werden. Unsere Kinder haben ein Recht auf eine würdevolle Behandlung in vollem Maß. Vielleicht waren dies ja noch Methoden aus den letzten Jahrzehnten, aber haben wir das wirklich nötig? Viel wichtiger sind geregelte Abläufe und feste Rituale, also integriert den Topf- oder Toilettengang in euren Tagesablauf so, dass ihr dafür wirklich genug Zeit und Geduld habt, wenn möglich zu den Tageszeiten, an denen euer Kind auch normalerweise Stuhlgang hat.
Spielerisch den Töpfchengang üben
Ansonsten hilft es sehr, euer Kind bereits vor Beginn des eigentlichen Sauberkeitstrainings spielerisch mit dem Thema zu konfrontieren und es vorab schon mal mit Kleidung oder Windel auf den Topf oder die Toilette zu setzen. Ihr solltet euer Kind von Anfang an beim Wickeln oder Töpfchengang entwicklungsgerecht mit einbeziehen, gern auch schon bei größeren Geschwisterchen oder spätestens wenn es selbst betroffen ist: Windel selbst abmachen und wegwerfen oder wenn der Kot fest genug ist, diesen in den Topf und dann gemeinsam in die Toilette entsorgen, Spülung betätigen und natürlich Hände waschen. Eine gute Vorbereitung ist genauso wichtig, also kauft mit eurem Kleinem zusammen einen Topf oder geeigneten Kinder-Toilettenaufsatz, unbedingt mit einem Tritt, da ein sicherer Halt auf der Toilette für euer Kind sehr wichtig ist, um keine Angst vor dem Runterfallen haben zu müssen und natürlich auch Kraft für das Drücken aufbringen zu können. Vielleicht lasst ihr euer Kind probesitzen, da es verschiedene Formen und Größen gibt und der Topf auch schon mal Zwicken kann. Von Kindertoilettenpapier halte ich persönlich nichts, da diese leider oft mit Duftstoffen versetzt sind, die für die empfindliche Kinderhaut und die menschlichen Schleimhäute im Allgemeinen überaus schädlich sind. Praktisch könnt ihr damit beginnen euer Kind auch mal windelfrei laufen zu lassen, wenn dieses tagsüber bereits über einige Stunden trocken bleibt und es dazu auch auf den Topf oder die Toilette gehen möchte. Unterstützt euer Kind gut, indem ihr, gern auch öfter nachfragt ob es mal muss, da besonders beim Spielen und im Alltag anfänglich mal schnell vergessen wird, wann die Zeit fürs Pullerngehen ist.
Helfende Klassiker: Rollenspiele und Bilderbücher.
Zusätzlich helfen, um dieses Thema heranzuführen, können auch Rollenspiele (Puppe oder Teddy gehen aufs Spielzeugtöpfchen oder den Kindertopf) und natürlich unbedingt Bilderbücher, wodurch euer Kind sehr gut sehen und lernen kann, was dieser Reifungsprozess und alles Drumherum bedeuten soll. Natürlich könnt ihr auch ein beliebtes Spielzeug oder ein Buch am Töpfchen hinterlegen, welches es nur dort gibt und während des Sitzens, quasi ganz nebenbei die Zeit angenehmer vergehen lässt. Gern dürft ihr eure Topfprinzessin oder den Prinzen unterhalten, denn Fingerspiele oder lustige Lieder lassen die Situation spaßiger erleben, euer Kind entspannt sich und eventuell klappt es so auch besser mit dem Loslassen. Aber bitte immer dran denken: alles stressfrei und im Rhythmus eures Kindes gestalten, vor allem, wenn es den einen Tag erfreut aufs Klo geht und dann wieder die Windel bevorzugt. Dies ist und bleibt eine riesen Umstellung für das Kleine und daher braucht es alles, was ihr an Verständnis und Liebe aufbringen könnt.
Den richtigen Zeitpunkt finden.
Rückschläge sind natürlich völlig normal, also auch an diese Möglichkeit müsst ihr denken. Es kann wirklich jederzeit, auch ohne besondere Gründe, wieder öfters etwas in die Hose gehen, weil zum Beispiel die anfängliche Begeisterung und Neugier eures Kindes nach einer Weile nachlässt, da der Ablauf normaler und routinierter wird und somit andere Dinge wieder viel interessanter werden. Ich habe mal erlebt, dass ein gerade trocken gewordenes Kind, plötzlich zu Hause wieder anfing Windeln zu verlangen. Es hatte ein Geschwisterchen bekommen, welches natürlich Windeln bekam, aber viel wichtiger bekam es dadurch die zusätzliche Aufmerksamkeit der Eltern. Wir dürfen nicht vergessen, Wickeln kann auch eine äußerst intime und geborgene Situation sein, es gibt Nähe und Streicheleinheiten, begleitet mit Ritualen, kleinen Spielen, Liedern und Ähnlichem. Nach Absprache mit den Eltern wurde die „große“ Schwester beim Wickelprozess der Kleinen wieder mehr einbezogen. (Windel und Salbe halten, alles zureichen, gemeinsames Singen und der eigene Toilettengang danach, um dem Baby zu zeigen, was die Große schon kann. ) Nach knapp 2 Wochen waren die Windeln kein Thema mehr. Das zeigt, dass viele Umstände zu Veränderungen führen können. Somit ist dies gleichzeitig der wichtigste Tipp an euch: Ihr müsst unbedingt auf den richtigen Zeitpunkt für die Sauberkeitserziehung achten. Unsere Kinder sind in ihrer Entwicklung oft von vielem überfordert und das Sauberwerden verlangt einiges an Koordination und Konzentration ab. Daher startet diese nicht vor einem Umzug, Kitawechsel oder einer anderen großen, einschneidenden Veränderung, denn dies kann euer Kind zusätzlich sehr belasten.
Schlupfwindeln vs. Schlüpfer
Was wäre noch wichtig? Damit euer Kind schnell selbstständig wird, ist eine lockere Kleidung, die einfach und schnell selbst auszuziehen ist, sehr wichtig. Bitte keinen Body! Viele Eltern sind Fan von Windelhöschen als vorgetäuschte Unterwäsche, allerdings habe ich damit nicht wirklich positive Erfahrungen machen können. Zum einen ist es am Ende für die Kinder auch wieder nur eine Windel, denn Windel bleibt nun mal Windel und dies trägt schlussendlich vielleicht eher wenig zur Verhaltensänderung bei. Zum zweiten sind diese Schlupfwindeln tatsächlich oft zu eng, somit lassen sie sich vom Kind nicht allein abmachen. Schlüpfer sind definitiv die bessere Wahl! Wenn euer Kind jedoch noch Windeln braucht, sind die „Normalen“ zu empfehlen, da bisher noch jedes mit dem Klettverschluss umgehen konnte und sich diese Windel dazu, wenn sie voll ist, auch einfacher und für euer Kind angenehmer wechseln lässt, als es bei der Windelhose der Fall ist. Durch die Rausschlüpf-Technik lässt es sich meist nicht vermeiden, erstmal alles unnötig zu verteilen und so erleben eure Kinder das Einmachen und die ohnehin negative Situation leider noch unangenehmer als es eigentlich sein müsste.
Wie kann die Sauberkeitserziehung ablaufen?
Zwei praktische Beispiele, wie Sauberkeitsentwicklungen verlaufen können
Beispiel 1
H., männlich, 3.5 Jahre (kleine Kita von 45 Kd. zw. 1-6 J., homogene Gruppen), körperlich normal entwickelt, kleine Defizite in Sprache und Konzentration, H. war gerade dabei, von der Krabbelgruppe in die Gruppe der Älteren eingewöhnt zu werden und dies fiel nun zusätzlich auf seine Phase des Sauberwerdens hatte zu der Zeit sehr viele neue Eindrücke, was das Toilettentraining etwas erschwerte und gleichzeitig verlängerte. Er musste über die ganze Zeit stets erinnert und bewusst zur Toilette geschickt werden. Meistens wollte er nicht, einen Tag war es für ihn okay und den Nächsten hatte er keine Lust und zeigte wenig Interesse. Spielen war dann wichtiger und wir haben ihn in Ruhe gelassen. Wenn seine Windel voll war hat er uns nicht Bescheid gegeben, obwohl er es bewusst wahrgenommen hatte. Er war zu dieser Zeit mit der Situation völlig überfordert. Zusätzlich war er viel in seiner eigenen Welt und im Tagesablauf verträumt und langsam. Somit viel es ihm noch sehr schwer, bewusst auf seinen Körper und dessen Signale zu achten, geschweige denn auf „drohende“ Ausscheidungen zu reagieren. Er war von allem noch zu sehr abgelenkt. Aber zum Glück waren seine Eltern hier sehr entspannt und ließen ihm die Zeit, die er brauchte. Manche hätten vielleicht gesagt, mit 3.5 Jahren sei er doch alt genug?! Das mag sein! Grob gesehen war H. vielleicht alt genug und wäre möglicherweise körperlich auch schon soweit gewesen, aber mit absoluter Sicherheit war seine psychische Entwicklung das nicht. Für ihn prasselten zu viele neue Dinge auf einmal ein, mit deren Verarbeitung er eindeutig noch Schwierigkeiten hatte. Da für alle Beteiligten jedoch eine problemlose Eingewöhnung wichtiger war, reduzierten wir das Toilettentraining vorerst auf ein Minimum. Also änderte sich über Wochen erstmal nichts. Mal klappte es gut und oft gar nicht, je nach seiner Tagesform. Als er dann nach einiger Zeit, nach einem verlängerten Wochenende in die Kita kam, hatte sich sein Entwicklungsstand verändert. Er konnte tagsüber für ein paar Stunden die Windel ablassen und vor allem wollte er dies mittlerweile auch. Er versuchte allein oder von uns erinnert, selbstständig auf die Toilette zu gehen. Von da an sagte er auch Bescheid, wenn er auf die Toilette musste, was bedeutete, dass er einen guten Schritt weiter gekommen war, in seinem Verständnis über die Fähigkeit, Blase und Darm bewusst zu steuern.
Beispiel 2
L., weiblich, 2.5 Jahre (kleine offene Kita mit 22 Kd. zw. 1-6 J.), sehr weit entwickelt, schaute sich viel von den großen Kindern ab, zeigte z.B. auch sehr früh Interesse am Toilettengang der Älteren und fragte gleichzeitig viel nach, der Topf war für sie nie interessant gewesen sagte uns frühzeitig Bescheid, wenn ihre Windeln voll waren und sie blieb vereinzelte Tage bereits ein paar Stunden trocken. Unter Absprache und Austausch mit den Eltern, haben wir festgestellt, dass sie für die nächsten Schritte bereit war. Somit ließen wir die Windel zu bestimmten Zeiten in der Kita ab, erst kürzere Zeitspannen und dann wurden die windelfreien Zeiten nach und nach erhöht. Zur Toilette mussten wir sie jedoch noch oft schicken, bzw. im Alltag daran erinnern. Hin und wieder lief sie selbstständig zur Toilette, aber natürlich ging das eigene Warnsystem oftmals zu spät los und somit noch einiges in die Hose. Das Verständnis und die körperlichen Voraussetzungen waren vollständig ausgeprägt und der Rest war nun nur noch Übung. Lediglich zum Schlafen benötigte sie noch eine Windel, aber im Alltag selbst wollte sie keine mehr tragen und teilte uns dies auch mit. Somit ließen wir die Windeln bald ganztags ab, auch wenn noch beinah täglich etwas in die Hose ging. Bei L. war das vollständige Interesse geweckt, für sie war es keinerlei Zwang oder Pflicht, sondern sie hatte Spaß dabei zu zeigen, was sie bereits konnte und wusste. Zu diesem Zeitpunkt hatte L. mit ihren Eltern 8 Tage Urlaub und sie kam trocken und windelfrei zurück! Sogar nachts klappte es dann bereits ohne Windel, denn sie hatte in dieser Zeit gelernt, auf ihren Körper zu achten und die Signale zu verstehen und einzuschätzen. Dies zeigt, wie schnell es doch manchmal gehen kann!
Wann ist Einnässen problematisch und mit welchen möglichen Störungen sollte ich zum Arzt?
Bedenklich erst 3 bis 5 Monate vor dem Schuleintritt
Da ich kein Arzt bin, möchte ich mir an dieser Stelle somit nicht anmaßen zwischen einer verzögerten Entwicklung oder wirklichen Krankheitssymptome zu urteilen. Daher verweise ich bei anhaltenden Problemen an einem Facharzt, bzw. Kinderurologen oder zumindest eurem Kinderarzt des Vertrauens. Grundsätzlich sagen die Fachleute, dass das Einnässen gesundheitlich erst bedenklich ist, wenn das Kind im Alter von ca. 5-7 Jahren, spätestens aber 3-5 Monaten vor dem Schuleintritt, zwar über die psychologische Reife verfügt, also selbst weiß, spürt und sich auch mitteilt, dass es muss, aber trotzdem regelmäßig in die Hose macht oder noch nie länger als wenige Monate hintereinander trocken war. Dann sind dies sehr wahrscheinlich körperlich entwicklungsbedingte Gründe, die am einfachsten mit einem Arzt abgeklärt werden sollten.
Falls ihr euch Sorgen macht, könnt ihr natürlich jederzeit über diese Bedenken mit den Erziehern in der Kita oder dem pädagogischen Personal in der Schule reden. Scheut euch nicht, wir wollen doch alle, dass eurem Kind geholfen wird und umso früher die dahintersteckende Krankheit erkannt wird, desto besser sind die Erfolgschancen und es können mögliche entwicklungsbedingte Nachwirkungen verhindert werden.
Folgende Links können euch behilflich sein:
Kleines Fazit:
Entspannt bleiben!
Falls jedoch alle Tipps und Tricks hier aktuell keinen Anklang finden bei deinem Kind, es eindeutig kein Interesse zeigt, dann bleib ruhig, lass etwas Zeit vergehen und versuche es einige Wochen später wieder. Kinder machen ja zum Glück stets und oft auch in kürzester Zeit riesen Entwicklungssprünge! 😉
Sei dir sicher, wenn du deinem Kind die notwendige Zeit einräumst, die es braucht um körperlich und geistig wirklich bereit zu sein, dann klappt die Sauberkeitsentwicklung auch – und dies bestenfalls stressfrei für alle!
🙂 Viel Geduld wünsche ich euch!
Quellenangabe:
In diesem Text verwende ich Auszüge aus folgenden Quellen:
https://mamablog-mamamia.com/2013/05/22/sauberkeitserziehung-die-besten-tipps-vom-kinderurologen/
http://www.kinderarzt-online.org/de/ratgeber/Enuresis.php#Sauberkeitserziehung