Stellvertretende Kitaleitung

Was genau macht eigentlich eine stellvertretende Leitung in einer Kita? Kann und will ich das überhaupt?
Kitaleitung steht vor Aufenthaltsraum

Du bist Erzieher:in und hättest Lust auf den nächsten Schritt im Bereich Kita, möchtest vorher aber wissen, was dich erwarten könnte?

  • Was für Voraussetzungen brauche ich für diese Position?
  • Sind die Aufgaben von Stellvertretungen in allen Kitas gleich?

Es gibt nicht die eine Antwort darauf, was eine Stellvertretung macht. Vielmehr sind es unterschiedliche Variablen. Du wirst nach dem Lesen dieses Artikels nicht ein Stellenprofil schreiben können, das zu 100% zutrifft. Aber du wirst von mir einen Einblick bekommen haben, was sein KANN.

Ich hoffe, du liest und hörst genauso gerne zu, wie ich über Dinge schreibe und spreche, die mich interessieren und beschäftigen.

Theorie versus Praxis

Wie sehr vieles im Bereich Kita gibt es die Theorie, wie es sein sollte, und die Praxis. Dass diese beiden Punkte nicht immer übereinstimmen, muss, den wenigsten erzählt werden, die im sozialen Bereich arbeiten. Deshalb geht es in diesem Artikel auch viel mehr um persönliche Erfahrungen und Beobachtungen als um eine theoretische Abhandlung.

Damit der winzige Theoriepart gleich gegessen ist und wir uns auf den spannenden Teil konzentrieren können, zuerst einmal zur reinen Definition der Wörter. Wie diese Wörter mit Bedeutung gefüllt werden, ist eine andere Frage. Die Antwort darauf muss jede:r für sich selbst finden – ich gebe aber gern einen Einblick, was es für mich bedeutet.

Was heißt stellvertretende Leitung in einer Kita?

Jede pädagogische Fachkraft kennt es aus dem Alltag in der Kita. Eltern an der Tür, ein Anruf am Telefon oder eine Frage zum Dienstplan und die Leitung ist außer Haus. Jetzt schlägt die Stunde der stellvertretenden Leitung. In dieser Position bist du Ansprechperson Nummer 1 in der Kita für alles und jeden. Rein von der Definition übernimmt die Stellvertretung in Abwesenheit der Leitung deren Aufgaben.

So theoretisch, so einfach. Meiner Meinung nach haben wir das große Glück, in einem Land zu leben, in dem es viele verschiedene pädagogische Ansätze und unterschiedliche Kitakonzepte gibt. So haben Erziehende die Möglichkeit, die optimale Einrichtung für ihr Kind zu finden. Vom kleinen Kinderladen mit einer einzelnen Gruppe bis zu Kitas mit mehr als 300 Kindern. Elterninitiativkitas mit einer Einrichtung und Träger, die mehr als 20 Kitas betreiben.

Stellvertretende Kitaleitung bearbeitet selbstgeschrieben Zettel

Aber was hat das jetzt bitteschön mit den stellvertretenden Leitungen zu tun?

Die Antwort auf diese Frage erfordert einen kurzen Exkurs in die Basics der Personalplanung in Kitas. Die Berechnungsgrundlage für nahezu alle Personalfragen ist die Anzahl der in der Einrichtung betreuten Kinder. Nicht nur für Gruppenerzieher:innen (Betreuungsschlüssel) sondern auch für Leitung und Stellvertretung. Wichtig ist zu wissen, dass die Leitung einer Kita erst ab einer bestimmten Kinderanzahl zu 100% von der pädagogischen Arbeit in der Gruppe freigestellt ist. Bis zu dieser Anzahl wird je nach Kinderanzahl gestaffelt freigestellt. Bei der Stellvertretung ist es ähnlich. Eine Leitung hat erst ab einer gewissen Kinderanzahl das Anrecht auf eine Stellvertretung. Bis zu einem gewissen Punkt ist es nur eine sogenannte Abwesenheitsvertretung. Heißt: normaler Gruppendienst für die Stellvertretung, außer, die Leitung ist außer Haus. Und danach wird dann, ähnlich wie bei der Leitung, gestaffelt freigestellt.

Beispiele: So kann es sein, dass du als Stellvertretung 30 Stunden in der Woche arbeitest, davon sind 28 Stunden am Kind in der direkten pädagogischen Arbeit geplant und 2 Stunden sind Leitungsstunden.

Es kann aber auch sein, dass du Vollzeit angestellt bist und auch fast all diese Stunden freigestellt bist. Also freigestellt von der Arbeit am Kind, nicht von der Arbeit generell. Das wäre zu einfach.

Bildung ist Ländersache

Diesen Satz wirst du vermutlich auch schon das ein oder andere Mal zu Ohren bekommen haben. Macht ihn nicht weniger wahr, aber den Vergleich zwischen Kitas in verschiedenen Bundesländern umso komplizierter. Dazu kommt dann, dass auch innerhalb der Länder Träger unterschiedlich arbeiten.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass Kitaleitungen nicht unbedingt wenig zu tun haben und meistens deshalb eine Stellvertretung sehr gut gebrauchen können. Und es gibt Träger, die sehen diese Notwendigkeit. So kann es sein, dass ein Träger für seine Kitas Stellvertretungen sucht, obwohl die Kitas von der reinen Kinderanzahl kein Anrecht auf diese Position haben. Oder Stellvertretungen werden in größeren Einrichtungen deutlich früher von der Arbeit am Kind freigestellt, weil der organisatorische Aufwand im Büro für eine Person nicht annähernd zu bewältigen ist. steht.

Stellvertretende Kitaleitung bei der pädagogischen Arbeit am Kind

Wer kann stellvertretende Leitung in einer Kita werden?

Um sich auf die Position der stellvertretenden Kitaleitung bewerben zu können, brauchst du in der Regel einen Abschluss zur pädagogischen Fachkraft. Einige Träger stellen auch ein, wenn du einen pädagogischen Hochschulabschluss hast. In meiner Erfahrung wird es lieber gesehen, wenn das System Kita bereits bekannt ist, also Erfahrung als Erzieher:in gesammelt wurde. Das geht natürlich auch, wenn du studiert hast und dann im Anschluss in einer Kita tätig warst.

Dazu kommt es noch sehr darauf an, wie die Position beschaffen ist. Wenn es eine Abwesenheitsvertretung der Leitung ist, dann wirst du eher als Erzieher:in eingestellt und hast dann eine Zusatzvereinbarung in deinem Vertrag. Je mehr Verantwortung du im Leitungsteam hast und tendenziell auch, je größer die Einrichtung ist, desto wichtiger sind organisatorische und konzeptionelle Kompetenzen. Dann geht es mehr darum, pädagogische Konzepte zu entwickeln, Teamstrukturen zu erkennen und entsprechend zu handeln.

In der eigenen Einrichtung bewerben

Und dann stellt sich noch die goldene Frage: In meiner Einrichtung wird eine Stellvertretung gesucht. Soll ich mich bewerben? Wie so häufig in diesem Text gibt es auch hier keine klare Antwort. Aber ich kann dir gerne Szenarien aufzeigen und am Ende entscheidest sowieso du ganz allein, was das Beste für dich ist. In der ersten Option bewirbst du dich auf die Stelle in deinem Haus.

Auf den ersten Blick gibt es ganz klare Vorteile. Du kennst die Einrichtung, die Strukturen. Bist mit Eltern vertraut, kennst die Kinder und auch deine Kolleg:innen. Das ist gegenüber externen Bewerber:innen definitiv ein Pluspunkt, sofern „Stallgeruch“ gewünscht ist. Manchmal wird ganz bewusst auf Akzente und Impulse von außen gesetzt. Neue Augen, die eventuell festgefahrene Strukturen entdecken und die „Das machen wir schon immer so“ -Mentalität hinterfragt.

Für mich ist folgender Punkt eigentlich der relevanteste. Du warst Erzieher:in in einem Team. Und dann bist du von einem auf den anderen Tag diesen Teammitgliedern vorgesetzt. Wenn’s hart auf hart kommt, musst du deinem Kollegen, mit dem vor ein paar Wochen noch über die Leitung getuschelt wurde, morgen klar sagen, dass sein Verhalten in einer bestimmten Situation nicht angemessen war.Vielleicht kommt deine Kollegin immer zwei Minuten zu spät zum Dienst. Die Leitung hat es in dem Ausmaß nicht so mitbekommen, aber du weißt es und weißt auch, dass eine andere Kollegin in der Zeit zu viele Kinder betreut. Schnell steckt man dann in einer Zwickmühle.

Auch kann es sein, dass Teammitglieder deine neue Autorität nicht anerkennen. „Früher hast du aber auch gesagt, dass das voll die doofe Regelung ist und jetzt sagst du mir, wie gut das sein soll!“ oder: „Du hast deine Pause auch immer ein paar Minuten länger gemacht und jetzt stehst du mit der Stoppuhr hinter mir!“

Ebenfalls möglich ist es, dass jemand anderes aus dem Team sich auf die Position beworben hat und die Stelle nicht bekommen hat. Dieses Problem wirst du aber nicht exklusiv haben, wenn du dich hausintern bewirbst. Auch, wenn du das Haus wechselst, wird es wahrscheinlich jemanden geben, der auch gern Stellvertretung geworden wäre. Nicht, dass sich diese Person zwangsläufig beworben haben muss. Aber die Gedanken, dass sie es bestimmt besser gemacht hätte als du, werden da sein. (Einfach ignorieren, haters gonna hate.)

Das Alter und die Berufserfahrung werden womöglich auch als Kriterien deiner Kompetenz herangezogen, bevor du überhaupt die Gelegenheit hattest, zu zeigen, was du drauf hast. Mir wurde es mit Mitte Zwanzig nicht unbedingt leicht gemacht, nahezu alle im Team waren älter als ich. Da dauert es eine Weile, bis die Vorurteile widerlegt sind und die reine Arbeit als Bewertungsmaßstab genommen wird.

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Hybridposition stellvertretende Kitaleitung

Über die strukturellen Voraussetzungen für die Position der Stellvertretung haben wir bereits gesprochen. Also wann gibt es die Position überhaupt und wie viel Zeit darf sie (theoretisch) wo verbringen.

Wenn du bis hierhin gekommen bist und dich durch den Theorieteil gearbeitet hast, herzlichen Glückwunsch! Unter Umständen erwartet dich genau so etwas in deiner zukünftigen Arbeit. Am Rechner sitzen und lesen. Aber bevor wir uns anschauen, was du lesen könntest, müssen wir noch über eine Person sprechen, die am Ende am wichtigsten dafür ist, wie die Rolle der Stellvertretung gestaltet werden kann. Und das ist die dir dann direkt vorgesetzte Person, die Einrichtungsleitung.

Wir sind alle Menschen, die unterschiedlich ticken. Das ist meistens auch ganz gut so, nur manchmal kann es das Leben oder hoffentlich nur die Arbeit schwer(er) machen. Je nachdem also, wie die Einrichtungsleitung tickt, gibt es mehr oder weniger Aufgaben für die Stellvertretung. Es besteht die gute Möglichkeit, dass du dich mit der Leitung super verstehst, ihr viele Dinge gemeinsam besprecht. Dass der Input, den du als Stellvertretung gibst, wertgeschätzt wird und um deine Meinung gebeten wird. Nicht nur einfach so, weil es gemacht werden muss, sondern, weil sie als Teil des Leitungsteams wichtig für die Entscheidungsfindung ist.

Dazu gibt es die Möglichkeit, dass bestimmte Aufgaben fest an die Stellvertretung delegiert werden. Meist nicht direkt nach Einstellung, ihr müsst erstmal miteinander warm werden und ein bisschen ausloten, wer wo steht. Und wenn du diesen Artikel liest, wirst du vermutlich noch nicht allzu viel Erfahrung als Stellvertretung gesammelt haben. Dementsprechend solltest du der Sache zu Beginn ein wenig Zeit geben und nicht zu schnell Aufgaben fordern. Der Job ist tendenziell schon fordernd genug, so dass es nicht verkehrt ist, dir ein bisschen Zeit zu lassen. Es kommt schon früh genug die Zeit, in der du nicht mehr weißt, wann du am besten die drei Dinge gleichzeitig machen sollst, die auf deinem Tablett liegen.

Frau rechnet Kassenbelege mit Taschenrechner ab

Kassenführung

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass zum Beispiel die Führung der Kasse eher unbeliebt ist. Wenn es dir also liegt, Belege zu sichten, abzuheften und du bei vielen verschiedenen Beträgen und Verwendungszwecken nicht den Überblick verlierst, wirst du deine Leitung mit Sicherheit ziemlich glücklich machen, wenn du das durchblicken lässt. Wenn es dir dann auch noch Spaß macht, die Monatsabrechnung mehrmals durchzugehen, um zu schauen, wo dieser eine Cent fehlt, der noch vor dir auf dem Tisch liegt – perfekt. Du hast soeben deine erste Aufgabe gefunden.

Als Stellvertretung ist es, denke ich, klar, dass in Punkten Erfahrungswerte fehlen, die die Leitung einfach schon hat. So kann es sein, dass Vertragsgespräche mit Neu-Eltern erst einmal nicht von dir geführt werden.

Dienstpläne schreiben

Wenn du gerne puzzelst, gibt es eine andere Aufgabe, die nicht ohne ist und gerne an die Stellvertretung abgegeben wird. Das ist das Schreiben des Dienstplans. „Dienstplan schreiben, ha. Das wird doch nicht so schwer sein.“ Denkst du.

Es gibt Dienstpläne, die gehen munter von der Hand. Alle sind da, niemand im Urlaub und niemand krank. Sehr schön. Doch dann geht es los. Ein kranker Mitarbeiter hier, ein Wasserschaden bei der nächsten. Dann noch ein kaputtes Auto auf dem Weg zur Arbeit und auf einmal fehlen drei Leute. Der so schöne Dienstplan fällt in sich zusammen wie ein Kartenhaus und die Leitung ist nicht da. Jetzt darfst du puzzeln und schieben und schichten. Darfst die Mitarbeiter:innen raussuchen, die theoretisch Dienste übernehmen können. Und sie dann noch fragen, ob nicht auf einen Freitag jemand den Spätdienst übernehmen kann.

Teilweise ist es ein richtiges Schieben und Abwägen. Wer hat die wenigsten Überstunden? Wer hat wann welche privaten Termine und kann den Dienst nicht übernehmen? Welche zwei Kolleg:innen arbeiten besser nicht zusammen? Wer hat wie viele Wochenstunden? Person A kann dann Dienstag länger bleiben, muss dafür dann die Woche aber einen anderen Tag früher gehen. Dann muss nicht nur der eine Tag geändert werden, sondern tendenziell die ganze Woche.
Sehr wichtige Aufgabe – oft wird nicht gesehen, wie viel Arbeit reingesteckt wird. Es wird sich meistens nur beschwert, wenn wieder was nicht so geplant wurde, wie angemeldet.

Was verdient eine stellvertretende Kitaleitung?

Das Gehalt variiert von Träger zu Träger. Am besten bekommt man denke ich ganz gut einen Überblick, wenn man sich den TVöD-SuE anschaut.

Dort sehen wir, dass stellvertretende Leitungen (Vertreter von Leiter) ab S13 aufgeführt werden, was in Stufe 1 einem Einstiegsgehalt von 3361,11€ entspricht.

Das mag zu Beginn mitunter weniger sein, als du als Erzieher:in bekommen hast. Dafür ist die Gehaltsleiter bei den Stellvertretungen etwas weiter oben zu Ende, weil sie auch weiter oben anfängt. Auch ändert sich das Gehalt je nach Kinderzahl in der Einrichtung (richtig, da haben wir früher schon mal gesprochen!).

Und ein nicht unwesentlicher Punkt: Du wirst sehr wahrscheinlich in Stufe 1 starten, egal, wie lange du vorher als Erzieher:in gearbeitet hast. Es ist ein neuer Beruf, weshalb du von vorne beginnst. Nicht immer zu 100% nachvollziehbar, weil ein großer Anteil des Jobs das ist, was du als Erzieher:in getan hast, aber so ist es meistens.

Stellvertretung, lohnt sich das?

Nachdem wir über das Gehalt gesprochen haben, können wir wunderbar zur abschließenden Betrachtung übergehen. Hier werde ich bewusst wenig schreiben, das habe ich in diesem Artikel schon zur Genüge getan.

Ob er dir liegt, wirst du nur wissen, wenn du es probierst.

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Auch wenn es langfristig nichts für dich sein sollte, sind die Erfahrungen, die du sammeln kannst, meiner Meinung nach sehr wertvoll.

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